DIGITAL INSIGHTS
Barrierefreiheit im Web: Deine barrierefreie Website als Business Case
Digitale Produkte und Services im Web barrierefrei bzw. barrierearm zu gestalten und zu entwickeln ist nicht mehr länger ein Zeichen des guten Willens, sondern wird in weiten Teilen demnächst zur Pflicht! Eine barrierefreie Website ist zudem ein wichtiger Business Case für Unternehmen, welcher nicht länger unterschätzt werden sollte.
TL;DR
Summary
Barrierefreies Web
Ab dem 28. Juni 2025 gilt das neue Barrierefreiheitsstärkungsgesetzt (BFSG) durch den European Accessibility Act (EAA), wodurch digitale Produkte wie Online-Shops barrierefrei gestaltet und umgesetzt werden müssen.
27 % der EU-Erwachsenen leben mit einer Behinderung. Barrierefreie Webangebote erschließen somit eine erhebliche Zielgruppe.
Unternehmen, die frühzeitig Barrierefreiheit integrieren, profitieren von Kosteneinsparungen und verbesserter User Experience.
Die Zahl der Klagen in Amerika gegen Websites, die gegen die Gesetze zur digitalen Barrierefreiheit verstoßen, ist um 14 % gestiegen.
EINFÜHRUNG
Das neue Gesetz der Barrierefreiheit im Web
Produkte, die den Bestimmungen des BFSG unterliegen, umfassen eine Vielzahl von Geräten wie Computer, Tablets, Handys, Fernsehgeräte mit Internetzugang, E-Book-Reader und Automaten, darunter Geld- und Ticketautomaten sowie Router.
Dienstleistungen, die unter das BFSG fallen, erstrecken sich neben dem Personenverkehr auch auf Telefon- und Messenger-Dienste sowie elektronischen Geschäftsverkehr. Viele Websites fallen ebenfalls in diese Kategorie, insbesondere Webshops, aber auch andere digitale Services, wie Kontaktformulare und Terminbuchungsmasken. All diese Inhalte fallen unter die neue Richtlinie.
Neben der Notwendigkeit, die rechtlich verbindlich wird, ist Barrierefreiheit aber auch als stetig wachsender Business Case zu betrachten. Im Jahr 2022 lebten 27 % der EU-Bevölkerung über 18 Jahre mit einer Form von Behinderung. Das bedeutet, dass jeder vierte Erwachsene in der EU eine Form von Einschränkungen hat und teilweise als Nutzer:in ausgeschlossen wird, wenn eine Website oder App nicht barrierefrei ist. Diese riesige Zielgruppe wird momentan sehr unterschätzt und kann potenziell die eigene Reichweite schnell vergrößern. Eine barrierefreie Website ermöglicht es dir, dein digitales Produkt einer größeren Zielgruppe zugänglich zu machen.
Neben der vergrößerten Reichweite gibt es aber noch weitere Vorteile für das Unternehmen selbst, welche positiven Einfluss auf Wachstum und Erfolg versprechen. Im Folgenden beleuchten wir dies anhand der vier Bereiche Innovationensentwicklung, Stärkung des Markenimage, Steigerung der Reichweite und Minimierung des rechtlichen Risikos und zeigen jeweils passende Positivbeispiele, welche die Vorteile näher beschreiben.
Websites barrierefrei gestalten und Innovationen anstoßen
Eine barrierefreie Umsetzung klingt für viele Menschen zunächst nach einem höheren Arbeitsaufwand und Einschränkungen in der Gestaltung des digitalen Produkts. Dies kann vermieden werden, wenn bereits zu Beginn die Konformitätsbedingungen beachtet werden. Es muss nicht immer nur an Sonderlösungen gedacht werden. Oftmals profitieren nämlich alle Nutzenden von den notwendigen Maßnahmen. Dies betrifft Inhalt (u. a. Fotos und Text), Design, Sprache, Kontraste und weitere Bereiche. Rückblickend betrachtet wurden sogar einige Innovationen, die aufgrund von barrierefreien Anforderungen entwickelt wurden, massentauglich und sind heute aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken.
Mit der Einführung des iPhones beispielsweise hat Apple vor fast 20 Jahren das Smartphone massenmarkttauglich gemacht. Da von nun an ein Handy mit einem Touchscreen bedient werden musste, wurden jedoch zunächst Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Einschränkungen von genau dieser Nutzung ausgeschlossen. Apple reagierte darauf schnell mit wichtigen Funktionen und Erweiterungen, welche die Handhabung vereinfachten und das Gerät allen Menschen zugänglich machte. Features wie Live Untertitel, Sprachsteuerung und Sprachassistent, Einstellung der Textgröße oder auch Audio Untertitel sind heute auf jedem iPhone verfügbar. Aus dem Alltag ebenfalls nicht mehr wegzudenken sind ebenfalls Features wie Autokorrektur, Auto-complete und -suggestions, welche nicht nur die Bedienung für Menschen mit Beeinträchtigungen erleichtern, sondern allen Nutzenden einen Vorteil bieten.
Mit der Funktion „Live-Untertitel (Beta)“ werden gesprochene Dialoge in Text umgewandelt und in Echtzeit auf dem Bildschirm deines iPhone angezeigt.
Mit Barrierefreiheit im Web
das Markenimage stärken
Kein Unternehmen in Deutschland kann es sich heute noch leisten, das Thema Gleichberechtigung im Sinne der Barrierefreiheit für Mitarbeitende, Kundinnen und Kunden sowie Nutzende zu ignorieren.
Zum guten Ruf eines Unternehmens gehört eine gut ausgearbeitete Corporate Social Responsibility Strategie. Diese kann aber auch weitaus mehr Vorteile mit sich bringen, da das Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung pro Inklusion und Gleichberechtigung gestimmt ist. Potenzielle Talente achten bereits bei der Auswahl des Arbeitgebers auf dessen Image. Gerade im umkämpften Fach- und Führungskräfte-Markt ist es wichtig, in diesem Bereich einen positiven Eindruck zu hinterlassen und vor allem glaubhaft zu vertreten. Außerdem werden Mitarbeitende so auch deutlich länger im Unternehmen gehalten.
Auch in Bezug auf die Kundinnen und Kunden ist ein inklusiver Zugang zu Produkten und Services wichtig, um die Kundentreue zu erhalten bzw. zu erhöhen und auch den Umsatz zu steigern, da man zum einen ein breiteres Publikum anspricht und zum anderen Kundinnen und Kunden Marken mit diesen Werten bevorzugen.
Ein Unternehmen, welches in diesem Bereich mit großen Schritten vorangeht, ist Barclays. Der Finanzdienstleister hat neben einer ausgearbeiteten Accessibility Strategie auch ein eigenes Accessibility Team, das nicht nur für die Unternehmenskultur zuständig ist, sondern auch das Digital Team in Fragen der Barrierefreiheit in deren digitalen Services berät. Intern und extern werden damit nicht nur Mitarbeitende, sondern auch Kundinnen und Kunden auf den verschiedensten medialen Wegen abgeholt und unterstützt.
Mit Barrierefreiheit im Web
die Reichweite steigern
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben weltweit 1,3 Milliarden Menschen mit einer Behinderung — das entspricht rund 16 % der Weltbevölkerung. Diese bilden den größten Minderheitenmarkt der Welt, welcher aufgrund einer alternden Bevölkerung stetig weiter wächst. Allein hier steckt bereits ein großes Potenzial, neue Zielgruppen zu erschließen und die eigene Reichweite zu erhöhen — lediglich durch die barrierefreie Optimierung des eigenen digitalen Produktes.
Eine Studie von Microsoft zeigt zudem, dass die Integration von Barrierefreiheit nicht nur die Zugänglichkeit verbessert, sondern auch zu erheblichen Kosteneinsparungen führen kann, besonders wenn dies bereits bei der Produktentwicklung berücksichtigt wird.
Barrierefreie Produkte bieten aber nicht nur einen Mehrwert für Menschen mit einer dauerhaften Behinderung, sondern auch für viele Nutzende, die an einer temporären Beeinträchtigung leiden, wie einem gebrochenen Arm oder einer verlorenen Brille. Zudem bietet eine inklusive User Experience auch weitere Vorteile in situationsbedingten Beeinträchtigungen, beispielsweise bei der Nutzung des digitalen Produkts unter erhöhter Sonneneinstrahlung oder in lauter Umgebung.
Zudem spielt das Thema barrierefreie digitale Produkte & Services ebenfalls für nachhaltiges Digital Marketing, vor allem bei Suchmaschinen, eine Rolle. Websites mit hoher Benutzerfreundlichkeit, leichter Zugänglichkeit und einfacher Sprache werden von Suchmaschinen bevorzugt — auch dies erhöht die eigene Reichweite. Damit hängt dann automatisch zusammen, dass Nutzende eher dazu neigen, diese Website weiter zu empfehlen. Dies ist unter anderem Teil einer möglichen Conversion Rate Optimierung. Obwohl eine barrierefreie Website derzeit kein offizieller SEO-Rankingfaktor ist, wird die Zufriedenheit der Nutzenden bei der Bewertung einer Seite durch Google zunehmend wichtiger.
Die Barrierefreiheit einer Seite lässt sich in einem ersten Schritt mit Hilfe des Google Lighthouse Tools schnell testen.
Mit Barrierefreiheit das
rechtliche Risiko minimieren
Gemäß §1 Absatz 3 des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) müssen ab dem 28. Juni 2025 bestimmte Dienstleistungen barrierefrei sein. Durch die Implementierung barrierefreier Gestaltung können Unternehmen nicht nur rechtliche Risiken (wie Abmahnungen durch Vertreter und Verbände) minimieren, sondern auch Prozesse bei Anträgen auf Überprüfung der Barrierefreiheit aus dem Weg gehen. Zudem werden bereits vorab negative Presse- und Reputationsschäden vermieden.
In den USA beinhaltet der Americans with Disabilities Act (ADA) die Vorschriften zur behindertengerechten Umsetzung und dem entsprechenden Zugang zu Produkten und Services. Im Jahr 2023 gab es einen bemerkenswerten Anstieg der Klagen zur digitalen Barrierefreiheit nach dem ADA. Insgesamt wurden 4.605 gemeldete Fälle verzeichnet. Dies stellt eine deutliche Steigerung von 14,1 % gegenüber den 4.035 Fällen dar, die im Jahr 2022 gemeldet wurden. Die Tendenz hier ist also klar steigend.
Werde auch du barrierefrei
Beginne schon jetzt damit, dich auf die Barrierfreiheitsanforderungen vorzubereiten, die mit dem BFSG am 28. Juni 2025 in Kraft treten. Wir helfen dir gerne dabei, deine Website oder App zu optimieren. Vereinbare einen unverbindlichen Kennenlerntermin mit uns und wir schauen gemeinsam, womit wir starten. Die Zeit läuft.
Wir bei acb.studio sind Experten und Expertinnen im Bereich digitaler Nachhaltigkeit. Diese betrachten wir dabei auf allen drei Ebenen: ökologisch, ökonomisch und sozial. Barrierefreie Gestaltung ist uns deshalb eine Herzensangelegenheit. Produkte, die wir bereits entwickelt haben, werden daher bereits von Beginn an barrierefrei (z. B. Beeline Corporate Website) und CO₂-arm umgesetzt.
Let's talk
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David Pinzauti
Strategist bei acb.studio
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